Graphische Malerei? Eine Annäherung.

Von Dirk Krützfeldt anlässlich der Ausstellung "Geometrie der Erlebnisse" im Levantehaus.

‚Graphische Malerei‘ – mit diesem widersprüchlich klingenden Begriff könnte man Maksas künstlerische Technik umschreiben. Das kontrastierende Zusammenspiel von sphärischem Bildgrund, graphisch reduziertem Lineament und malerischem Pinselduktus ist die prägende ästhetische Komponente in ihren Werken. Unverkennbar weist ihr künstlerischer Stil graphische Züge auf. Gerade die viele frühere Arbeiten muten optisch wie Radierungen, wie Lithographien an – und dennoch sind sie technisch gesehen Malereien und damit Unikate.

grafische 3Deutlich ist die graphische Handschrift in den frühen Werken: Ein unbekanntes Porträt 1990 (14 x 10 cm), "Streit um das Ei" 1993 (39 x 27 cm), "Balance" 1995 (23 x 20 cm), "Gitarren-Knospe" 1999 (150 x 100 cm).Ihre Bilder sind innerhalb der letzten Zyklen malerischer geworden, und dennoch ist ihre Technik auch jetzt nicht als reine Malerei zu definieren. Maksa entgrenzt wie der die Malerei schreibende und zeichnende US-Künstler Cy Twombly die tradierten Genrebereiche. Und nicht nur das: so wie Edvard Munch seine Bilder durch die Rosskur schickte, sie vor seinem Haus im Freien durch Wind, Schnee und Regen leiden und reifen ließ, so bearbeitet Maksa die Oberfläche ihres Bildträgers mit spitzen und stumpfen Gegenständen, bemalt, ritzt und schält die Oberfläche, bereibt sie mit Farbe und entfernt diese wieder in einem ständigen Wechsel von Kontrolle und Improvisation - bis das Werk reif ist. Tätowieren ist ein passender Terminus dafür.

Sie verletzt mit dem Tatau – polynesisch für „Zeichen“ – mittels einer archaisch anmutenden Technik den Bildträger, wieder und wieder Farbe hinzufügend, beseitigend und nacharbeitend. Vielleicht resultiert aus diesem langwierigen Prozess die unverwechselbare Aura, die ihre poetisch beruhigt scheinenden Kompositionen unterschwellig spannungsgeladen vibrieren lässt. Spielt bei ihrem Schranken beseitigenden Schaffensprozeß auch das bedingungslose Loslassen eine Rolle so wie bei der Écriture automatique der Surrealisten oder dem Action Painting der us-amerikanischen Moderne, so weist Maksas Kunst doch auch andere Züge auf: das dionysische wird durch das apollinische Prinzip gebändigt, Rausch und Maß zeigen sich ausponderiert – die Vehemenz des Zeichenduktus wird kontrastiert durch die subtil austarierte Folie des im Sfumato schwebenden Bildraumes.

grafische 4Anfang der 2000er Jahre gewinnt zunehmend der malerische Ausdruck in den Bildern von MAKSA die Führung. Ihre Handschrift bleibt jedoch unverkennbar. Beide Bilder sind ohne Titel. 2010 (42 x 59 cm), 1998 (40 x 56 cm).Sukzessive Farbe auftragend fahndet sie in der Fläche nach Strukturen und entschlüsselt Zusammenhänge. Die erst leere weiße, dann mit Zeichen versehene und kolorierte Bildfläche wird so zum Bildraum – erst dieser synthetisiert aus der Disparität der Einzelelemente ein neues Ganzes. Der Kampf der zeichenhaft klaren Farbe und des Schwarz auf Weiß weicht einem differenzierten und spielerischen Gleichgewicht der graphischen Zeichen im Zusammenspiel mit den malerisch verriebenen Farbvaleurs. Spannungszustand und abstrakt bleibende Narrativität des Bildes generieren sich aus dem Kontrast zwischen Graphik und Malerei, zwischen Zeichen und Bildraum: feine Punkte und ausladende Fleck-Cluster, zarte Linien, grobe Striche und gehäutete Partien korrespondieren spannungsvoll mit subtilsten Farbschichtungen und vehementen Pinselstrichen. In immer neuen zyklischen Werkgruppen erarbeitet Maksa sich die Valeurvielfalt ihrer Zeichenwelten, die in dem sphärischen Bildraum beziehungsreich zu schweben scheinen.