Erinnerungen

Vor zehn Jahren haben wir uns kennengelernt, bei einer meiner Reisen nach Hamburg. Eine langjährige Kollegin aus Moskau hatte mir erklärt: „Sie können bestimmt bei MAKSA übernachten, sie ist Künstlerin.“ – „Eine Deutsche?“, fragte ich, des ungewöhnlichen Namens wegen. „Nein, sie ist Russin.“
Beim ersten Treffen sah ich eine dünne Frau mit jungenhafter Frisur, blauen Augen, eigenartig gekleidet im Grundge- Stil, oder, wie das russische Sprichwort sagt: «из-под пятницы – суббота»*. Als sie aus dem Haus ging, setzte sie sich eine lustige Mütze auf den Kopf, die an eine Sommerkappe erinnerte, aber lange Ohrenklappen hatte. Energisch in die in die Pedale ihres Fahrrads tretend, entfernte sie sich von uns. Das wirkte sehr anrührend, verwirrend auch, aber aufrichtig.
So habe ich sie liebgewonnen.

Danach gab es ganz unterschiedliche Maksas… eine schroffe, fast grobe; eine, die belehren wollte, erziehen, bestimmen. Plötzlich wurde sie herrisch, arrogant, eingebildet, kurz darauf war sie wieder herzlich, wohlwollend und hatte ihre Selbstzweifel. Aber mit all diesen Befindlichkeiten, und oft auch nicht im Einklang mit sich und ihrer Umgebung, war sie doch eine Persönlichkeit – und hochgradig begabt.

Unter ihren vielen hervorragenden Qualitäten und Fähigkeiten war sie jemand, der heutzutage selten und unendlich wertvoll ist: Maksa konnte Freundschaften bewahren. Sie war unbeschreiblich kommunikativ, kontaktfreudig und gesellig, sie war neugierig, im besten Sinne des Wortes. Auch in Zeiten, die schwierig waren für sie.
Maksa tat sich niemals leicht, so wie jeder außergewöhnliche Mensch sich nicht leicht tut. Und doch hatte sie SICH SELBST, DIE KUNST und dazu sehr viele Freunde, Bekannte und Bewunderer.

Ich bin davon überzeugt, dass, wären die furchtbare Krankheit und das schnelle Ende nicht gewesen, sie eingesehen hätte, dass die Zeit sich zu rechtfertigen und der Welt irgendetwas beweisen zu müssen, vorbei war. Als Selfmade - Künstlerin hat sie sich in Allem bewährt und bewahrheitet – genauso, wie auch als Mensch.
Maksa, du fehlst mir so sehr…

Natalja Inshakova, Moskau 2015

*) Anmerkung d. Redaktion: "Vom Freitag schaut der Sonnabend heraus".
Was soviel bedeutet: ein Kleidungsstück schaut unter dem davorliegenden hervor, der Zwiebelschichten-Effekt sozusagen.