Biographie

Aus der tiefsten Provinz zog es die noch sehr junge Kunstschülerin MAKSA nach Leningrad um dort Kunst zu studieren. Ohne jegliche Unterstützung setzte sie diesen Schritt in die Tat um und erlebte in St. Petersburg eine lebendige Studienzeit. Die Perestroika kam und veränderte alles grundlegend. Auch in der Kunst und auf dem Kunstmarkt ging das nicht ohne Spuren vorbei. MAKSA zog 1994 nach Hamburg und brachte hier ihr Werk zur Blüte – ihre Auffassung und ihre Bildtechnik wurde zu ihrem "Markenzeichen". Sie blieb ihrer Heimat, Kirowgrad und St. Petersburg, der Pushinskaya 10, der Gruppe SWOI immer verbunden.

bio uralIn Kirowgrad mit den Eltern in den 1980er Jahren.MAKSA (Lioubov Aleksevna Maksioutina) wurde am 16. Februar 1957 als Tochter von Ekaterina und Aleksej Maksioutin in Kirowgrad im Ural/Russland geboren. Kirowgrad liegt im Swerdlowskaja Oblast, etwa 120 Km von Ekaterinburg entfernt, da wo so gefühlt Sibirien beginnt. Schon als Kind entwickelte MAKSA einen beständigen Drang zum Zeichnen, entgegen den recht einfachen Verhältnissen in Kirowgrad und in ihrem Elternhaus. Eines Tages kamen fremde Leute in die Gegend und machten geheimnisvolle und sehr eigenartige Dinge. Es waren Landschaftsmaler... MAKSA beobachtete diese Fremden in ihrem Tun und wurde sofort davon gefangen genommen. Dieses Geheimnis, mit etwas Farbe und ein paar leichten Strichen etwas Gesehenes abzubilden, ließ sie ab da nicht mehr los. "...diese Maler machten etwas, was nicht nur die Landschaft zeigte, sie bildeten ihre eigene Sicht und Gefühle ab..." MAKSA war damals knapp 12 Jahre alt. Es war die schon keimende, noch sehr unbewusste und vage Ahnung, sich damit auszudrücken und sich Gehör zu verschaffen. Das war äusserst beflügelnd. Nach diesem "Schlüsselerlebnis" besuchte MAKSA die Kunstgewerbeschule in Nishni Tagil im Swerdlowsk Gebiet in der Nähe zu Kirowgrad. Hier lernte sie von 1975 - 1979 grundsolide an den dortigen Bedürfnissen der 70er Jahre orientiertes Handwerk. Heute finden an dieser Schule mittlerweile internationale Begegnungen statt. Ihrem Drang zur Kunst folgend zog es MAKSA dann 2000 Kilometer weiter nach Moskau zu einer Aufnahmeprüfung an der Akademie. Hier wurde sie abgelehnt, oder verpasste den Termin – es ist nicht sicher überliefert. So fuhr MAKSA kurzerhand noch einmal 700 Kilometer weiter in den Norden, nach Leningrad mit dem Ziel, es dort noch einmal zu versuchen.

bio naturstudienNaturstudien während der Kunstschulzeit in Leningrad.Aus der Provinz raus, in die schöne, die intellektuelle Stadt Leningrad (heute St. Petersburg) der damaligen Sowjetunion. Hier wollte sie studieren, leben, schaffen und auch frei sein. Frei sein mit der Kunst. Das war das Ziel. Davor standen aber noch ganz viele fast unlösbare Probleme: Für alles und jedes musste man einen "Ausweis" haben, laufen und bitten. Ohne entsprechende Genehmigung kam man nicht weiter. Zum Trotz dessen wurde hier jedoch ausgiebig gelebt und rebelliert. Ungefähr hier liegt auch der Zeit-"Punkt", wo aus Maksioutina aus Kirowgrad "MAKSA" wurde, ein selbstbewusst und auch ganz klar gewählter Künstlername. Schon im Kindergarten mochte sie nicht "Lioubov" genannt werden. Es ist somit auch ein gewisser Bruch zu den frühen Jahren der Kindheit, zu dem Unverständnis der Umwelt ihr und der Kunst gegenüber. 2008 hat sie sogar in ihrem deutschen Pass den Namen "MAKSA" eintragen lassen. Das war ihr sehr wichtig und ein elementares Bedürfniss.

In den frühen Leningrader Jahren verdiente sich MAKSA mit schlichten Hausmeistertätigkeiten, Treppen putzen, Straßen fegen ihren Lebensunterhalt. Unter anderem auch mit illegalem Porträtzeichnen für Touristen auf den Straßen von Leningrad. Man entkam nur knapp der Miliz. An der Vera Muchina Kunsthochschule (heute Stieglitz Akademie) wurden dann die schönen und wichtigen Dinge studiert. MAKSA lernte hier bei Professor E. N. Lazarev in der Klasse für Industrie Design (Muchina-Kunsthochschule 1982 -1987). Auf Professor Lazarev bezieht sich auch die Künstlergruppe SVOI (1987 - 1992), die sich in dieser Zeit gründete. Der Name SVOI bedeutet soviel, wie "Die Unsrigen" und ihre Mitglieder waren ein bunter Haufen aus allen Richtungen. Pawel Weschev, Dimitri Dudnik, Manja Kotlin, Gipper-Puper (Viktor Kusnetcov), Maksa (Lioubov Maksioutina), Alexander Menus, Sveta Nosova, Herman Petrovych, Alexander Podobed, Vladimir Volkov und Michail Tkatschev waren die Protagonisten. Die Gruppe SVOI war bekannt für ihre vielen Performances und Aktionen.

bio leisteEine Arbeit in Ton aus der Kunstschule, ein Porträt in Öl aus dem Jahr 1986. MAKSA in ihrem Atelier auf der Pushkinskaya.In dieser Zeit des künstlerischen Suchens entwickelten einige Mitglieder die "Kratztechnik". Diese Technik, in Verbindung mit äusserst lazsiven, luzenten Hintergründen wurde von MAKSA später dann in Hamburg auf die Spitze getrieben und ihr eigens gewähltes Mittel für ihre Bilder. Diese Technik entstand damals vermutlich aus dem schlichten Mangel an Zink- oder Kupferplatten für eine Radierung. Man konnte aber dafür eine Zeichung in einen festen Karton kratzen und dann 2, 3 Drucke ziehen. Danach war der Druckstock aus Karton platt und gab nichts mehr her. MAKSA und ihre Kollegin Sveta Nosova entdeckten, dass dieser Druckstock auf Karton noch viel mehr bietet. Nämlich gleich das Original. In dieser Zeit bezog MAKSA auch ein Atelier in der legendären Pushkinskaya 10, einem von Künstlern besetzten Häuserkomplex nahe dem Newski Prospekt. Künstler aller Richtungen waren hier vertreten und die russischen Rockgruppen "Aquarium", "Auktion" und "DDT" hausten hier. Es gab Feste und Perfomances. Aber Anfang der 90er Jahre gab es schwere Zeiten. Es wurden Kupons ausgegeben für Brot, Wodka, Fleisch und man wußte nicht so recht wie der Tag so enden sollte wie er begann. Der Rubel fiel ins bodenlose. Der damalige Bürgermeister von St. Petersburg Sobtschak ermöglichte dem Kunst-Zentrum die Existenz in dieser Zeit. Und die Pushkinskaya 10, der Fond freier Kultur, existiert noch heute erfolgreich.

bio pushkinskayaDas Erkennungszeichen der Pushkinskaya 10.Während diesen sehr turbolenten Zeiten unternahm MAKSA einige Reisen ins Ausland, u.a. auch nach Hamburg. Hier heiratete sie 1994 den Grafiker Oliver Friel und fand ihren Lebensmittelpunkt auch dort. Es entstanden nun in intensiven Arbeitsperioden viele Werke und die großen Zyklen "Pünktchen", "Schweben", "Zeitkurven", "Duo-XL". Auch eine große Zahl an Ausstellungen und Projekten folgten.
2007 heiratete MAKSA Karl Grossmann aus Hamburg und führte ihr Werk bis zu ihrem Tod 2012 weiter fort. In dieser Zeit entstanden die Zyklen "Geometrie der Sinne", "Ur-Früchte". Angefangene Themen entwickelte sie stetig weiter.

Neben ihrer Kunst war MAKSA als Leiterin von Malkursen an der Kunsthalle Hamburg, als Dozentin an der Trickfilm-Schule in Hamburg, der Sommerakademie in Dresden und der VHS Hamburg tätig. Sie war eine sehr anspruchsvolle und äußerst beliebte Lehrerin ihrer Schüler.

MAKSA starb am 29. August 2012. Bis zuletzt arbeite sie an ihren Bildern, zunehmend weniger, in kleinen Formaten und zuletzt nur noch im Aquarell. Schlicht hingeworfene Landschaften, ein Blick aus dem Krankenhausfenster, ein Blick in die Wolken, ein Blick in das Banale, ein Blick auf das Rauschen der Stadt...

Ausstellungen gestaltete MAKSA ihrer Idee folgend immer sehr intensiv.
Hier eine verkürzte Übersicht der Ausstellungen:

- 1987-91   Eine Vielzahl von Ausstellungen und Performances in Leningrad.
- 1993        Erste große Ausstellung im Logensaal der Hamburger Kammerspiele.
- 1994-98   Eine Vielzahl von Ausstellungen und Performances.    
- 1999        Kunsttreppe Hamburg. Sommerakademie Dresden. Rathaus Hamburg.
- 2000        Die Projekte "Ost-Paradies-Express". "woher: Heimat". Commeter Galerie, Hamburg.
- 2001        Galerie di Imparato, Salerno, Italien.
- 2002        Kulturrathaus Dresden. "wegziehen" in der U-Bahn Hamburg. "sinnsiel-spielsinn" Festival eigenarten.
- 2003        "Kuppel" in Kunsthalle Hamburg. "Schatten-Metamorphosen 1", Hamburg. "Katjas Träume", Bonn.
- 2004        "Schatten-Meramorphosen 2", Hamburg. "Katjas Träume", Potsdam, Moskau.
- 2006        "Schwerelos" in der Galerie Weiss und Heller und "Ur-Früchte" in der St. Jacobikirche, Hamburg.
- 2008        "Nichts-Punkt-Portrait" in der Galerie C15, Hamburg.
- 2010        "Geometrie der Erlebnisse" im Levantehaus, Hamburg.